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Ein verstecktes Skelett und viele Aha-Erlebnisse

Seit frühester Jugend geht Martin Bauer auf Streifzüge durch die Dahenfelder Ortsgeschichte

Von Ute Plückthun

Gute Geschichten sind in Dahenfeld an jeder Ecke zu finden“, sagt Martin Bauer über das Dorf, in dem er aufgewachsen ist. „Es muss sich nur einer bücken, sie aufsammeln, etwas aufpolieren und weitergeben.“ Dieser Aufgabe hat sich der 54-Jährige seit vielen Jahren verschrieben. Die Ergebnisse seiner Arbeit können sich sehen lassen: Als jüngstes Forschungswerk ist die „Chronik der Kreuzwirtschaft“ und damit ein weiterer Streifzug durch die Ortsgeschichte erschienen.

Dahenfeld in einer früheren Ansicht als Bildschirmhintergrund und die historischen Blätter in der Hand: Die Ortsgeschichte lässt Martin Bauer nicht los. (Foto: Ute Plückthun)


Knapp zwei Jahre hat Martin Bauer am Heft 78, der Gastwirtschaft „Zum Kreuz“, gearbeitet. Seit 1997 ist sie zwar geschlossen, hatte aber zuvor über 200 Jahre lang eine intensive Geschichte erlebt: Nach dem Blutwunder von 1735 wurde Dahenfeld zum Wallfahrtsort, der zeitweise mehr Pilger als Einwohner hatte: „1774 hat Anton Stubenrauch die Kreuzwirtschaft mit Erlaubnis des Deutschen Ordens gebaut.“ Sie hat sich tief in das örtliche Gedächtnis eingegraben: „Als Versammlungsort war sie eine Institution im Dorf.“

Schon als Kind hat sich Martin Bauer brennend für Dahenfelder Ereignisse interessiert: Er zeigt ein Din-A-5-Rechenheft, in dem akribisch Zeitungsartikel eingeklebt sind. Zwei Begebenheiten hatten seinen historischen Forschergeist geweckt: Beim 50-jährigen Bestehen des Musikvereins 1973 entdeckte der Elfjährige in der Festschrift das Bild, das beim Großvater im Wohnzimmer hing. Als dann von 1973 bis 1975 im Innenraum der neuen Kirche der Boden zu Renovierungszwecken geöffnet wurde, war es endgültig geschehen: „Es wurden Knochen und Totenköpfe gefunden, 1974 sogar ein ganzes Skelett ausgestellt. Für ein Kind natürlich eine Sensation.“

Fortan hat ihn an vielen Dingen „interessiert, was dahinter steckt“: Bei der eigenen Familienforschung und der Schatzsuche auf dem Dachboden der Großeltern traten viele Fotos zutage. „Wenn die Oma nicht wusste, wer das war, bin ich zur Schwester vom Opa.“ Mit tiefgreifendem Erkenntnisgewinn: „Die uralten Frauen von heute waren die Kinder von damals.“ Inklusive Aha-Erlebnissen und Geschichten, die es zu entdecken lohnte.

Mit den Leuten zu reden und sie sogar selbst zum Stöbern in alten Alben anzustiften, erwies sich als Schlüssel zum Erfolg. Eins führte zum anderen, irgendwann war es „Zeit, dass das Wissen richtig aufbereitet wird“. So verfasste er einen Beitrag über St. Remigius im Neckarsulmer Kirchenführer und 2002 auf Bitten des damaligen Ortsvorstehers Hugo Keicher zum 825. Geburtstag von Dahenfeld in Federführung von Stadtarchivarin Barbara Löslein die Ortschronik.

Auch mit verschiedenen Beiträgen in den „Historischen Blättern“ des Heimat- und Museumsvereins Neckarsulm ist er vertreten, bei dem er von Anfang an Mitglied ist. Etwa 2012 zu „100 Jahre elektrisches Licht und elektrische Kraft in Dahenfeld“ oder im Jahresheft „Neckarsulm und Neckarsulmer Geschichten und Gesichter“ 2015 über den 1916 gefallenen Kriegsteilnehmer Alois Müller.

2014 war er mit dem in über zwei Jahrzehnte angeeigneten Hintergrundwissen den Auswanderern auf der Spur: Das Thema führte zu vielen Gesprächen im Ort, einem intensiven E-Mail-Verkehr mit den Dahenfelder Nachfahren in den USA und Australien, einer eigenen sechswöchigen Reise in die Staaten sowie schließlich zu Heft 74. Geschichte in Form von lebendigen Geschichten zu Tage fördern und vor dem Vergessen zu bewahren, ist der Antrieb für sein historisches Hobby nach Feierabend. Ordnung in Sachverhalte bringen, sie überprüfen und Zeugen befragen sind dem Heilbronner Kriminalhauptkommissar im Dezernat Betrugs- und Wirtschaftsdelikte durchaus vertraut: „In der Herangehensweise gibt es schon Parallelen“, räumt er schmunzelnd ein.

Ein weiteres Großthema, das es die „nächsten fünf bis zehn Jahre“ aufzuarbeiten gilt, brennt ihm bereits unter den Nägeln: „Heimatvertriebene und Flüchtlinge in Dahenfeld, die jetzt so um 80 sind: Als Gegenstück zu den Auswanderern.“

Bericht in der Heilbronner Stimme vom 21.06.2016

Historische Blätter

Der Heimat- und Museumsverein Neckarsulm gibt die „Historischen Blätter“ in Redaktion, Gestaltung und Satz von Bernd Herrmann heraus. Sie erscheinen seit der Vereinsgründung im Jahr 1984. Lange Zeit waren es einfach nur geklammerte Kopien. Ab Heft 71 liegen sie mittlerweile in gedruckter und gebundener Form in einer Auflage von 400 Exemplaren vor. Vorsitzender des Vereins mit insgesamt 210 Mitgliedern ist der Ehrenbürger Kurt Bauer. Bei ihm, Telefon 07132-850 98, oder im Stadtmuseum, Urbanstraße 14, können interessierte Leser die Historien-Hefte erwerben. plü

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