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Das Wunder von Dahenfeld

Erscheinung am Laurentiustag bescherte dem Dorf eine ungewöhnlich große Kirche – Vor 270 Jahren eingeweiht

Von Steffan Maurhoff

Das Jahr 1735 ist kein herausragendes in der Geschichte des Heiligen Römischen Reichs. Ferdinand Albrecht II erbt das gesamte Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, stirbt aber noch im gleichen Jahr. Durch einen Erlass des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. tritt die Residenzpflicht in Kraft. Kurz: Es ist ein vergleichsweise ereignisloses Jahr. Und doch soll es für Dahenfeld etwas bringen, das das Dorf über Jahrzehnte hinweg zu einem Wallfahrtsort macht.

Stolzes Pfarrhaus und stattliche Kirche: Einst soll sich an dem im Chorbogen hängenden Kruzifix ein Wunder ereignet haben. Daraufhin pilgerten jahrzehntelang Wallfahrer nach Dahenfeld. (Fotos: Steffan Maurhoff)

Es mag ein friedlicher, heißer Tag gewesen sein, dieser 10. August des Jahres 1735. An jenem Laurentiustag beobachten Pfarrer Johann Georg Joseph Sutor und die Besucher der nachmittäglichen Vesper an dem im Chorbogen hängenden Kruzifix der Dahenfelder St.-Remigius-Kirche eine „wundersame Begebenheit“, wie Martin Bauer im Buch „Die Kirchen von Neckarsulm“ über die Kirche des Teilortes schreibt.

Der Dorfgeistliche und die Gottesdienstbesucher erleben demnach Ungeheuerliches: „Schweiss, mit Blut untermenget“ sei aus Leib und Angesicht Christi hervorgetreten – ein Wunder! Die Offiziellen der Kirche leiten umgehend aufwendige Untersuchungen ein, aber das einfache Volk schafft schnell Fakten mit weitreichenden Folgen für Dahenfeld und seine bis dato winzige Kirche.

Jesus-Figur am Kreuz

Martin Bauer berichtet von den folgenden Entwicklungen, zitiert Dekan Agricola: „Es kommen von vielen Meilen Weegs die Leuth dahin, ihre Andacht zu verrichten, sagen auch aus, sie empfünden Hülff in ihren Nöthen.“ Dann, ein Jahr später, wiederholt sich die Erscheinung. An manchen Tagen wimmeln jetzt über 1000 „frembde Leuth“ in dem vielleicht 250 Einwohner zählenden Flecken umher. Die baufällige Kirche platzt aus allen Nähten.

Das ruft den Untergruppenbacher Baumeister Franz Häffele auf den Plan. Am 26. Mai 1739 erfolgt die feierliche Grundsteinlegung für die neue, weitaus stattlichere Kirche. Das Startkapital ist vorhanden, wie Martin Bauer berichtet – die Wallfahrer haben ein schönes Opfergeld liegen lassen.

Doch dann stockt der Bau mehrfach, es treten finanzielle Engpässe auf. Er wisse nicht, wo er noch Geld auftreiben solle, schreibt dem Chronist zufolge Pfarrer Sutor bereits am ende des ersten Kirchenbaujahres ganz verzweifelt. Der Geistliche sammelt fleißig Spendengelder ein, unternimmt Bittgänge bis nach Würzburg, Augsburg und Ulm. Besonders mildtätig zeigt sich der Deutschordenskomtur Johann Christoph Freiherr von Buseck (1687-1759), der höchstselbst Sammlungen für die Kirche durchführt. Die Dahenfelder danken es ihm mit einer feierlichen Inschrift und der Verewigung seines Wappens im Gotteshaus.

Angemessener Rahmen für ein Wunder: Blick in Richtung Hochaltar.

Es soll aber noch zehn Jahre dauern, bis genügend Geld aufgetrieben und die neue Kirche endlich fertig ist. Dann, am 24. Oktober 1748 – vor 270 Jahren – wird sie feierlich eingeweiht. Die Wallfahrer können nun in einem Gotteshaus beten, das dem Wunder von Dahenfeld einen angemessenen Rahmen gibt – viel größer und prachtvoller als die einstige Dorfkirche. Doch die frommen Pilger dürfen nicht allzu lang in der heute zur Seelsorgeeeinheit Neckarsulm gehörenden Kirche um Hilfe in ihren Nöten flehen. Das Zeitalter der Aufklärung sorgt dafür, dass die offizielle Kirche die Wallfahrt zurückdrängt. Martin Bauer schreibt: Bezogen auf die Wallfahrt zum Heiligen Kreuz, greifen die Restriktionen spätestens in den 1830er-Jahren, „zum Leidwesen und zur großen Betrübnis der hiesigen und der benachbarten Einwohner“. Zwar flackert die Wallfahrt um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch einmal auf, aber die einstige Bedeutung erlangt sie nie mehr.

Heute erinnert nicht mehr viel an die heilige Aufwallung jener Jahre. Der Bau muss immer wieder kostspielig restauriert werden. So wird 2004 der Westgiebel saniert und das Mauerwerk trockengelegt. 2009 findet eine erneute Renovierung des Innenraumes und des Dachstuhles der Kirche statt.

Der Laurentiustag in diesem Jahr muss in der Wallfahrtskirche St. Remigius in Dahenfeld still vergehen. Der Gottesdienstplan der Seelsorgeeinheit sieht hier keine Andacht vor. In St. Dionys in Neckarsulm findet um 9 Uhr eine Messe statt, in Pax Christi Amorbach um 18 Uhr die nächste. Sollte sich das Wunder von Dahenfeld heute wiederholen – es bliebe womöglich unbemerkt.

Bericht in der Heilbronner Stimme vom 10.08.2018

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Letzte Änderung:

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