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Iranische Zwillinge stecken sich hohe Ziele

Anahita und Atousa Mousavi (die zwei Jahre in der Flüchtlingsunterkunft in Dahenfeld gelebt haben - Anm. des Webmasters) lernen seit drei Jahren Deutsch und haben jetzt einen sehr guten Realschulabschluss geschafft. Im Jungendsinfonieorchester Neckarsulm waren sie die ersten ausländischen Musikerinnen.

Von Petra Müller-Kromer
 
Sie kommen aus der Millionenmetropole Shiraz, bekannt für persische Gartenkunst und ihre Rosen, für historische Sehenswürdigkeiten und Kuppeldächer: eine der schönsten Städte des Irans. Anahita und Atousa Mousavi sind Christen, und wurden als solche in dem islamischen Land diskriminiert. Deshalb sind sie vor drei Jahren mit ihrer Mutter nach Deutschland gekommen. "Als Christ hast du viele Nachteile in der Schule, in der Ausbildung", sagt Atousa.

Jetzt haben die Schwestern mit Bravour ihren Realschulabschluss an der Susanne-Finkbeiner-Schule absolviert. Anahita war mit einem Notendurchschnitt von 1,7 Klassenbeste, Atousa erreichte 2,0. Auch im vergangenen Jahr konnten sie mit einem Schnitt von 1,2 (Anahita) und 1,1 (Atousa) brillieren. Hart haben die 19-Jährigen dafür gearbeitet. "Wir haben viel gelernt, auch jedes Wochenende", sagt Anahita, die sich besonders für Physik und Mathematik interessiert. Sie sind die einzigen der Klasse, die jetzt den Wechsel aufs Gymnasium anstreben.

Lediglich ein kleiner Akzent gibt einen Hinweis auf ihre Herkunft, die Grammatik der Zwillinge mit den langen schwarzen Haaren ist nahezu fehlerlos. "Trotzdem ist es immer noch schwierig", sagt Anahita lächelnd. "Besonders die Artikel, denn im Persischen kennen wir das nicht." Beide legen großen Wert darauf, sich immer weiter zu verbessern. "Das Wichtigste, um in Kontakt mit den Menschen zu kommen, ist die Sprache", sagt Anahita.

Atousa (rechts) und Anahita Mousavi sind nicht nur klug, sondern auch musikalisch. In Neckarsulm spielen sie im Jugendsinfonieorchester Geige. (Foto: Ralf Seidel)

Kontakt und Freunde haben sie auch über die Musik gefunden. Seit sieben Jahren spielen sie Geige, nehmen Unterricht an der Musikschule Neckarsulm und sind im dortigen Jugendsinfonieorchester. Dass Orchesterleiter Jochen Hennings eingangs jeder Probe betont, dass sie alle wie eine große Familie seien, tut den beiden gut. "Alle sind nett und freundlich. Man fühlt sich so angenommen", sagt Anahita und strahlt, um kurz darauf ernst zu werden. "Wir waren die ersten Ausländer im Orchester." Auftritte auf der Buga, in der Ballei und die geplante Fahrt nach Kiel im Oktober stärken das Selbstbewusstsein.

Viel hat sich für sie verändert in letzter Zeit. Zwei Jahre leben sie mit ihrer Mutter in der Flüchtlingsunterkunft in Dahenfeld, bevor sie in Neckarsulm eine Wohnung finden. "Am Anfang war es sehr schwer. Wir hatten hier keine Familie, keine Freunde, und wir waren den kalten Winter nicht gewohnt." Atousa nickt. "Am Anfang haben wir uns allein gefühlt." Das Treiben und die Energie der Großstadt fehlten. "In Shiraz waren wir bis um 2, 3 Uhr auf der Straße. Wir feiern dort alle zusammen." Ganz anders in Deutschland, wo ab 20 Uhr kaum jemand mehr unterwegs sei.

Viel Wert werde daheim aufs Essen gelegt, immer frisch und aufwendig gekocht. Sich mittags nur ein Brötchen zu holen, das kannten die Zwillinge nicht. Was sie gut finden in Heilbronn? "Dass alles so planbar ist. Dass man sparen kann und sich in ein paar Monaten einen Laptop kaufen", sagt Anahita. Im Iran könne es passieren, dass sich der Preis zwischenzeitlich verdoppelt habe.

Sie finden es toll, dass Frauen hier Radfahren - streng verboten im Iran, genau wie Motorradfahren, Singen und Tanzen in der Öffentlichkeit. "Die meisten machen es heimlich." Zu den strengen Moralgesetzen kommen die US-Sanktionen, die das Land gegenwärtig in eine schwere Krise stürzen.

In Deutschland konnten die jungen Frauen auch den in der Heimat vorgeschriebenen Schleier ablegen. "Eine Befreiung," sagt Atousa. Jüngst haben beide die Zusage ihrer Wunsch-Gymnasien erhalten. Später träumen sie vom Studium, gern in einer größeren Stadt, Frankfurt vielleicht. Atousa interessiert sich für Medizin, Anahita für Technik. Bis es soweit ist, hoffen sie, mit einem Nebenjob etwas Geld zu verdienen. Für den Geigenunterricht an der Musikschule etwa. Die Anfragen in Cafés und Lokalen waren bislang coronabedingt nicht von Erfolg gekrönt.

Bericht auf stimme.de, abgerufen am 10.08.2020

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