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Mit dem Papier auf dick und dünn


Von Christian Gleichauf

Anfangs war Udo Kallina nur so etwas wie ein Tuner. So wie junge Kerle an ihren Autos breitere Kotflügel anbringen, so wertete er eins seiner ersten Kartonmodelle - den Rheindampfer MS Berlin - mit einer Fadenreling auf, spannte Haare an den Fahnenmasten, damit die drei Millimeter hohen Wimpel mit jedem Luftzug flattern. "Wir nennen das supern, ein gesupertes Modell", erklärt der 55-Jährige. Doch nur das nachzubauen, was andere konstriert haben, war dem Ingenieur danach nicht mehr genug. Er machte sich auf und fotografierte das Rathaus im Ort. Das war - vor knapp einem Jahr - der Grundstein für das erste eigene Haus.

Schritt für Schritt und äußerst professionell baut er dann das Rathaus nach. Er vermisst das Original, rekonstruiert jene Teile, die auf den Fotos von Gebüsch verdeckt sind und erstellt am Computer ein dreidimensionales Modell - Hunderte Stunden Arbeit. "Wie viele, kann ich nicht sagen, ich arbeite ja nicht mit der Stechuhr." Statt fernzusehen verbringe er seine Abende eben im Keller.

Wenn das Modell am PC die gewünschte Form angenommen hat, geht es natürlich ans Ausprobieren: Papier in den Tintenstrahldrucker, ausdrucken und wieder viel Zeit investieren. Dieses Mal mit Skalpell, Pinzette, Stanzwerkzeugen, Lupenbrille - und Klebstoff. Selbst das Glockentürmchen inklusive Kreuz entsteht so originalgetreu 1:250 - ein Meter entspricht im Modell vier Millimetern. Auch das Dahenfelder Backhäusle und der Lindenbrunnen baut er - mit einem kaum drei Millimeter langen Schwengel. "Da bin ich dann schon an die Grenzen des Maßstabs gekommen", sagt Kallina mit einem zufriedenen Lächeln.

St. Remigius in der 3D-Ansicht am PC und als fertiger Modellbogen: Udo Kallina hat sich und Dahenfeld mit seinem Hobby einen Namen gemacht. (Fotos: Christian Gleichauf)


Die Plastikmodelle aus seiner Kindheit reizen Kallina heute nicht mehr. Übers Internet hat er Anschluss gefunden an eine eingeschworene Gemeinde, die Kartonisten, die so ziemlich alles aus Papier bauen, was man aus Papier bauen kann. So macht auch er es jetzt: Eine Dampflok steht auf dem Schneidbrett, ausgearbeitet bis ins kleinste Detail. "Das ist eine BR 23", sagt Kallina. Dann zeigt er ein Schwarzweißfoto mit einem kleinen Jungen und einer Modelleisenbahn. "Das bin ich, und das ist die BR 23."

Weltweit vertrieben Die Perfektion seiner Vorlagen beeindrucken auch den Hamburger Modellbaubogen Verlag (HMV), eine der renommiertesten Adressen für Modellbauprofis. Dort sind inzwischen das Dahenfelder Rathaus mit Backhäusle und die Kirche St. Remigius als Modellbaubögen erschienen, Kallina liefert sogar die Historie der Gebäude auf deutsch und englisch mit. So werden die Dahenfelder Schmuckstücke inzwischen auf Messen gezeigt und in die ganze Welt verkauft.

Auf ganz unterschiedliche Weise kommt der Kartonist an neue Bauten. In einem alten Buch eines Freundes fand er gezeichnete Drei-Seiten-Ansichten englischer Kanalsegelschiffe, sogenannte Wherrys. Eingescannt dienen sie als Vorlage, um darüber die "papiergerechten Konstruktionen" zu zeichnen. Millimeterarbeit auch hier. "Man muss immer die Papierdicke berücksichtigen", erklärt Kallina. 0,16 Millimeter sind das in der Regel - oder eben vier Zentimeter am Original.

Vollversammlung auf dem Schneidbrett: Im Maßstab 1:250 baut Udo Kallina nach, was ihm gefällt − Kirche und Rathaus von Dahenfeld etwa, oder auch den Lindenbrunnen.


Auch die Wherrys werden bald im HMV-Programm auftauchen. Gerade arbeitet Kallina am Schloss Favorite seiner Heimatstadt Ludwigsburg. Aber auch Dahenfeld habe noch einiges zu bieten, was aus Papier geschnitten werden sollte: die alte Kelter etwa, oder auch das Pfarrhaus.

Werbung Über die Ehre, die seinem Ort durch solches Engagement zuteil wird, freut sich auch Ortsvorsteher Johann Habla: "Unsere Kirche steht jetzt in einer Reihe mit dem Ulmer Münster, dem Kölner Dom, dem Taj Mahal." Denn üblicherweise würden ja vor allem die berühmten Gebäude als Modell angeboten. Vielleicht möchte Kallina da sogar noch eins draufsetzen. Gerne würde er ein größeres Stück bauen, vielleicht den Kirchgarten rund um St. Remigius inklusive Kreuzweg. "Eigentlich hätte ja ganz Dahenfeld hier in diesem Raum Platz", sagt er. "Aber das ist mir zu viel Arbeit."

Bericht in der Heilbronner Stimme vom 26.01.2011

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Letzte Änderung:

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